Beat Saber Review

Spätestens seit Mitte letzten Jahres lässt sich beobachten, dass immer mehr Videos im Internet auftauchen, in denen ambitionierte Leute sich filmen, wie sie mit zwei Lichtschwertern bewaffnet in einen rhythmischen Kampf gegen fliegende Würfel ziehen – und dabei augenscheinlich eine Menge Spaß haben. Wer nicht schon wissend nickt und sofort weiß, wovon wir sprechen: Im Mai 2018 ist das VR-Musikspiel Beat Saber im Early Access erschienen und hat sich gleich mal innerhalb der ersten Woche zum bestbewerteten Spiel auf Steam gemausert. Vor Kurzem hat auch die PlayStation VR eine Version spendiert bekommen. Im Rahmen dieser haben auch wir die Lichtschwerter gezückt.

Fruit Ninja für Jedis

Das Spielprinzip von Beat Saber ist tatsächlich so simpel und schnell erklärt, wie bereits angedeutet: Mit der PSVR und zwei Move-Controllern (wahlweise auch nur einem) im wahrsten Sinne des Wortes bewaffnet, ist es unsere Aufgabe, auf uns zufliegende Würfel zu zerschneiden. Das Besondere dabei ist, dass der Einstieg extrem einfach gelingt, da wir ja nur Blöcke zerschlagen müssen. Mithilfe von unzähligen Arten, wie die Blöcke zerschlagen werden müssen, bekommt das Spiel aber gleichzeitig eine ungeahnte Tiefe und einen hohen Anspruch.

So müssen die Blöcke beispielsweise – durch einen Pfeil markiert – auch in der korrekten Richtung zerschlagen werden. Auf uns zurasenden Wänden weichen wir mit einem Schritt zur Seite aus oder tauchen unter ihnen ab. Sich nahe an den Würfeln befindliche Bomben dürfen zudem nicht versehentlich getroffen werden. Eine ideale Abstimmung dieser Elemente auf den Takt der Musik und die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad mithilfe zahlreicher optionaler Modifikatoren an eigene Fähigkeiten und Bedürfnisse anzupassen, sorgen für gefühlt ungebremsten Spielspaß. Auch voller Körpereinsatz wird belohnt, denn das Spiel registriert zudem, wer nur ein bisschen mit den Handgelenken wackelt oder wer vor der Kamera enthusiastische Schwertchoreografien zelebriert – und belohnt dies mit entsprechend höherem Score.

Doch allen Lobhuldigungen zum Trotz ist Beat Saber nicht perfekt. Wir sahen uns im Laufe des Spiels mit einigen Wermutstropfen konfrontiert. Die arg mickrige Song-Auswahl wäre noch zu verkraften, weil die Lieder durchweg Ohrwurmcharakter besitzen und die genannten Modifikationsmöglichkeiten für ausreichend Abwechslung sorgen. Stellt man dazu aber in Kontrast, dass das PC-Pendant eine Mod anbietet, die die songbasierte Erstellung und das Teilen eigener Levels ermöglicht, ist die Limitierung auf 16 vorgegebene Lieder doch arg bitter. Leider hat Sony diese Funktion mit fadenscheinigen Begründungen gestrichen, sodass Konsolenbesitzer nicht zu Klassikern von beispielsweise Queen oder Michael Jackson die Lichtschwerter schwingen dürfen.

Des Weiteren müssen unsere lobenden Worte, Beat Saber ließe sich gut auf die eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse abstimmen, vom Kampagnenmodus ausgeklammert werden. Ganz im Gegenteil: In der Kampagne ist es mit dem Spielflow leider sehr schnell vorbei. Der Schwierigkeitsgrad in dieser zieht nämlich unbarmherzig und extrem schnell an. Bereits nach wenigen Songs ist es – ohne sich der dunklen Seite der Macht zugewandt zu haben – kaum noch möglich, nicht bereits nach wenigen Sekunden zu scheitern. Das ist sehr frustrierend, wenn man eigentlich gut im Spiel ist und trotzdem immer wieder Fehlschläge verzeichnet, weil einem einfach eine bestimmte Anforderung nicht liegt. In unserem Fall ist es so, dass wir bereits auf dem Schwierigkeitsgrad „Experte“ unsere Lichtschwerter schwingen, also wohl behaupten dürfen, über eine recht fortgeschrittene Hand-Auge-Koordination zu verfügen. Trotzdem sehen wir uns in der Kampagne plötzlich mit verschwindenden Pfeilen konfrontiert. Da es nicht unbedingt zu den Stärken der Testerin zählt, sich Dinge zu merken, ist an dieser Stelle in der Kampagne einfach mal unüberwindbar für sie Schluss.

Hier wäre es schön gewesen, wenn die Kampagne weniger stringent aufgebaut wäre und man beispielsweise zwischen verschiedenen Herausforderungen zum Voranschreiten wählen könnte – denn Wahlmöglichkeiten gibt es durchaus, doch ist das Einzige, was sich unterscheidet, der absolvierte Song, nicht aber die Anforderung, mit der man sich konfrontiert sieht. Aber zum Glück gibt es noch die von uns bereits mehrfach gelobten Spielmodi „Freies Spiel“ und „Party“, in denen man wahlweise allein oder abwechselnd mit Freunden unter Bedingungen nach Wahl das Lichtschwert schwingen kann. Obwohl die drei bisher angekündigten, aus je zehn neuen Liedern bestehenden Song-DLCs mit 10 Euro doch relativ teuer sind, freue ich mich aufgrund der Langzeitmotivation und des wunderbaren Spielgefühls und -flows auf weiteren Content!

Fazit von Jessica Rehse (PlayStation 4)
Es dürfte ziemlich deutlich geworden sein, dass mir Beat Saber seit Release große Freude bereitet – und nicht nur mir. Auch in meinem Freundeskreis wird immer wieder angefragt, wann denn mal wieder mein Wohnzimmer in ein kleines Nachwuchs-Jedi-Spielzimmer umfunktioniert werden kann. Unter dem Spielgedanken ist das, aller berechtigten Kritik zum Trotz, doch das Wichtigste: dass alle Spaß haben. Und das ist bei Beat Saber, sofern man die Kampagne links liegen lässt und ausblendet, dass man eigentlich zu noch viel mehr und gar den persönlichen Lieblingssongs das Lichtschwert schwingen könnte, definitiv der Fall. Mit kleineren Abstrichen gibt es für Freunde von rhythmischen Musikspielen und körperlicher Ertüchtigung (Muskelkater inklusive) von mir eine klare Kaufempfehlung!

Pro: Contra:
+ Simples, schnell zu erlernendes, fesselndes Spielprinzip
+ Wunderbares Spielgefühl
+ Tolle Songs …
+ Viele Modifikationsmöglichkeiten
– Frustrierende und limitierende Kampagne
– Gestrichene Custom-Mod
– … jedoch nur 16 Stück verfügbar
Gesamtwertung: Score:
8.5
Abwechslung: Sehr Gut
Atmosphäre: Sehr Gut
Bedienung: Sehr Gut
Langzeitmotivation: Sehr Gut
Herausforderung: Gut
Spieldauer: Sehr Gut
Multiplayer: nicht verfügbar
Preis/Leistung: Sehr Gut

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